Zehen- und Krallenerkrankungen sind bei Hunden relativ häufig und können von einfachen Entzündungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen wie Tumoren reichen. Da die Symptome oft unspezifisch sind, ist eine sorgfältige Untersuchung und Diagnostik notwendig, um die genaue Ursache festzustellen und die bestmögliche Behandlung einzuleiten.

Häufige Symptome bei Zehen- und Krallenerkrankungen

  • Schmerzen: Hunde zeigen häufig plötzliche (akute) oder anhaltende (chronische) Schmerzen.
  • Lahmheit: Deutliche Bewegungseinschränkungen oder das Vermeiden, die betroffene Pfote zu belasten.
  • Schwellungen: Auffällige Verdickung oder Vergrößerung einzelner Zehen.
  • Nagelbettentzündungen (Paronychie): Rötung, Schwellung und Eiter im Bereich des Nagelbetts bis zur Entzündung des umliegenden Gewebes (Panaritium).
  • Veränderungen am Krallenhorn: Verdickte, brüchige oder verformte Krallen.
  • Haarausfall und Krusten: Oft begleitet von eitriger Sekretion rund um das Nagelbett.
  • Wunden oder Läsionen: Offene Stellen an den Zehen, die nicht abheilen.
  • Krallenverlust: Komplettes Abfallen der Krallen in schweren Fällen.
  • Geringe Wirkung von Medikamenten: Wenig Erfolg bei der Behandlung mit Antibiotika oder Schmerzmitteln
  • Juckreiz: bei Allergien, atopischer Dermatitis oder Futtermittelunverträglichkeiten

Diese Symptome sollten stets ernst genommen werden, da sie sowohl auf harmlose Entzündungen als auch auf schwerwiegendere Erkrankungen hinweisen können.

Diagnose von Zehenerkrankungen

Die Diagnose ist oft nicht einfach, da viele Erkrankungen ähnliche Symptome verursachen.

  1. Erstuntersuchung:
    • Sichtprüfung der Zehen und Krallen.
    • Abtasten, um Schmerzen, Schwellungen oder Unregelmäßigkeiten zu erkennen.
  2. Bildgebung:
    • Röntgenaufnahmen: Diese zeigen Veränderungen an den Knochen, z. B. Auflösungen (Osteolyse) oder Weichteilschwellungen. Wichtig: Knochenauflösungen können sowohl bei Tumoren als auch bei schweren Entzündungen auftreten.
  3. Gewebeproben:
    • Eine Feinnadelaspiration (FNA) oder Biopsie kann helfen, Tumore zu erkennen. Allerdings liefern diese Verfahren nicht immer eindeutige Ergebnisse, außer bei bestimmten Tumoren wie z.B. Mastzelltumoren
  4. Zehenamputation:
    • In schwerwiegenden Fällen wird die betroffene Zehe entfernt. Dies dient nicht nur zur Behandlung, sondern auch zur endgültigen Diagnose.

Mögliche Ursachen für Zehenerkrankungen

  1. Entzündungen an den Zehen und Pfoten (Pododermatitis):

Diese betreffen häufig die Haut, das Nagelbett oder sogar den Knochen.

Erscheinungsformen:

  • Oberflächliche eitrige Infektionen (Pyodermie)
  • Tiefergehende eitrige Infektionen mit Knötchenbildung (pyogranulomatöse Entzündungen)
  • Entzündung des Knochens (Osteomyelitis)

Auslöser:

  • Bakterielle Infektionen: häufig als Folge von Krallenverletzungen oder anderen Erkrankungen.
  • Parasiten: z. B. Demodex-Milben, die starken Juckreiz auslösen oder Leishmanien (z.B. bei Hunden, die aus dem südlichen Ausland eingereist sind).
  • Allergien: die zu Leckdermatitis und chronischen Entzündungen der Pfoten führen können
  • Pilzinfektionen: Hautpilze (Dermatophyten) oder insbesondere Hefepilze (Malassezien) die oft am Entzündungsgeschehen beteiligt sind.
  • Stoffwechselerkrankungen: z. B. Diabetes mellitus, welches Wundheilungsstörungen begünstigt.
  • Autoimmunerkrankungen: z.B. Pemphigus foliaceus
  • Zellulitis: die zu einer schweren Entzündung des Unterhautgewebes führt
  • Neurologische Ursachen: Selbstverletzung (Automutilation) der Pfoten bei sensorischer Neuropathie
  1. Neoplasien, d.h. Tumorerkrankungen der Zehen und Krallen

Tumoren an den Zehen können gutartig oder bösartig sein. Bösartige Tumoren erfordern oft eine frühzeitige Diagnose und eine radikale chirurgische Entfernung, um eine Ausbreitung zu verhindern.

 Gutartige Tumoren

  • Keratoakanthom: Ein gutartiger Tumor des Hautepithels, der sich in seltenen Fällen auch spontan zurückbilden kann.
  • Fibroadnexale Dysplasie (FAD): Hierbei handelt es sich um eine gutartige, lokal begrenzte Wucherung von Haarfollikeln und Hautdrüsen, die oft zwischen den Zehen auftritt.

 Bösartige Tumoren

  1. Plattenepithelkarzinom
    • Mit 47,7 % der häufigste bösartige Zehentumor.
    • Tritt besonders bei schwarzen Pudeln, Rottweilern und Schnauzern (Mittel- und Riesenschnauzer) auf.
    • Oft mit Knochenabbau (Lyse des Krallenbeins) verbunden und neigt zu Metastasen in Lunge und Lymphknoten.
    • Behandlung: Hohe Amputation der betroffenen Zehe; alleinige Entfernung des Krallenbeins reicht nicht aus.
  2. Malignes Melanom
    • Zweithäufigster bösartiger Tumor an den Zehen.
    • Sehr aggressive Form mit einer Metastasierungsrate von 38–58 %. Metastasen treten häufig in Lunge und regionale Lymphknoten auf.
    • Besonders häufig bei dunkel pigmentierten Rassen wie Scottish Terrier, Zwerg- und Mittelschnauzer, Irish Setter, Rottweiler und Golden Retriever
    • Diagnose durch Feinnadelaspiration oder Biopsie
  3. Fibrosarkom
    • Hochgradig bösartig und zeichnet sich durch Knochenzerstörung und infiltratives Wachstum aus.
    • Rassendisposition ist nicht bekannt, jedoch treten die Tumoren meist an einer einzelnen Zehe auf.
    • Sie zeigen sich oft als haarlose, ulzerierte Masse und erfordern eine radikale chirurgische Entfernung im gesunden Gewebe.
    • Prognose ist vorsichtig, da die Tumoren zu Rückfällen neigen und Metastasen (z. B. in der Lunge) möglich sind.
  4. Mastzelltumor
    • Mastzelltumoren kommen besonders häufig bei Rassen wie Boxer, Dackel, Labrador Retriever und Berner Sennenhunden vor.
    • Die Tumoren variieren stark im Erscheinungsbild und zeigen häufig Weichteilschwellungen.
    • Knochenbeteiligungen sind selten, jedoch können Metastasen in Milz, Leber oder Knochenmark auftreten.
    • Therapie: Chirurgische Entfernung und gegebenenfalls zusätzliche Behandlungen wie Chemotherapie oder Bestrahlung.

 

Behandlungsmöglichkeiten

  1. Entzündungen ohne Knochenbeteiligung:
    • Behandlung mit Antibiotika, Antiparasitika oder Antimykotika, je nach Ursache
    • Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs).
    • Evtl. chirurgische Maßnahmen erforderlich
  2. Erkrankungen mit Knochenschäden oder Tumoren:
    • Amputation:
      • Bei bösartigen Tumoren oder schwerer Osteomyelitis ist die Entfernung der betroffenen Zehe oft notwendig.
      • Eine hohe Amputation (oberhalb des Zehengrundgelenks) sichert die beste Heilungschance.
  3. Weitere Maßnahmen bei Tumoren:
    • Nach einer Amputation kann je nach Tumorart eine weiterführende Behandlung wie Chemotherapie oder Bestrahlung nötig sein.
    • Die Prognose hängt stark von der Tumorart, dem Stadium und möglichen Metastasen ab.

Prognose

Die Prognose variiert je nach Ursache der Erkrankung:

  • Bei einfachen Entzündungen oder gutartigen Tumoren ist die Heilungschance sehr gut.
  • Bösartige Tumore können eine vorsichtige Prognose haben, besonders wenn Metastasen vorhanden sind.

Wichtig: Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden und die Lebensqualität Ihres Hundes zu sichern.

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