Was meinen Sie?

[ ] Ja! Das bestätigen mir nicht nur meine Kunden, sondern auch die Theorie. Die Lerntheorie (Skinner Box) wurde vor allem an Katzen erforscht. Mehr zur Lerntheorie und der Erziehbarkeit von Katzen lesen Sie im weiteren Verlauf.

[ ] Nein! Sie sind stur, ignorant und eigenwillig. Stattdessen erziehen sie uns Menschen dazu, sie pünktlich zu füttern, sie raus zu lassen, ihnen Beachtung zu schenken und nachts aufzustehen.

Wenn man Katzen nicht artgerecht hält, kann man sie tatsächlich nicht erziehen. Beispiel: Verbietet man Katzen das Kratzen an Gegenständen, ist das solange nicht von Erfolg gekrönt, bis eine vernünftige Alternative, wie beispielsweise ein Kratzbaum, geboten werden kann. Auch das Arbeiten unter Zwang und Aggressionen führt schnell zu Gegenaggressionen. Katzen unterwerfen sich nicht.

Da Katzen eher Einzelgänger sind und gut alleine leben können, unterscheidet sich ihre Erziehung von der klassischen Dressur. Katzen lernen lebenslang und wenn man weiß, wie sie lernen, wird das Zusammenleben von Mensch und Katze noch schöner.
Eine Form des Lernens bei Katzen ist die Habituation (Gewöhnung). Dabei gewöhnen sich die Katzen durch wiederholte Präsentation eines schwachen oder neutralen Reizes an die Umwelt. Man sollte mit einer geringen Reizstärke beginnen. Je öfter die Reize präsentiert werden, desto weniger reagieren die Katzen darauf. Beispiele sind Umweltgeräusche, Tragen eines Halsbandes, Kämmen etc.

Die wichtigste Phase der Habituation und Sozialisation findet bis zur 7. Lebenswoche statt. Alles, was das kleine Kätzchen in dieser Zeit kennenlernt, macht später keine Angst und wird als normal eingestuft. Problematisch wird es, wenn in dieser Phase kein Kontakt zu Menschen besteht.

Das Gegenteil zur Habituation (Gewöhnung) ist die Sensibilisierung. Durch wiederholte Präsentation eines Reizes nimmt die Reaktion darauf zu, wie beispielsweise Angst vor Geräuschen, vor der Transportbox oder dem Tierarztbesuch etc.

Bei der klassischen Konditionierung wird ein zuvor neutraler Reiz mit einer Bedeutung verknüpft, beispielsweise Kühlschranktür und Futter, Türklingel und Besuch. Unerwünschte Folgen klassischer Konditionierung sind Katzenkorb > Tierarztbesuch > wegrennen, verstecken, oder Schmerz beim Pinkeln > Meiden der Katzenstreu.

Bei der operanten Konditionierung lernen die Katzen durch Ausprobieren. Dabei beeinflussen die Folgen, die ein bestimmtes Verhalten hat, sein Auftreten in der Zukunft. Das heißt: Sind die Folgen angenehm, zeigt die Katze das Verhalten öfter, sind sie unangenehm, zeigt die Katze das Verhalten seltener. Das Erfahren der Konsequenzen erfolgt 0,5 – 2 Sekunden nach dem Verhalten und es sind ca. 3000 – 6000 Wiederholungen nötig, um eine neue Verfahrensweise zu erlernen.

Um ein Verhalten zu fördern, können positive Verstärker eingesetzt werden, wie z.B. Futter, Leckerlis, Spielen, Jagen, Spielzeuge, Zuwendung, Lob, und Streicheln. Primäre Verstärker sind alles, was die Katze zum Leben braucht. Zur Belohnung ist das Timing innerhalb von 2 Sekunden sehr wichtig. Daher wird mit sog. sekundären Verstärkern , wie z.B. dem Clicker oder einem Lobwort gearbeitet. Diese kündigen den primären Verstärker zuverlässig an. Allerdings muss vorher mit einer Grundkonditionierung die Bedeutung des Clicks erlernt werden.

Wie übe ich ein bestimmtes Verhalten bei meiner Katze ein?

Eine Übungseinheit sollte nicht länger als 2 – 3 Minuten dauern und man sollte sofort aufhören, wenn es der Katze keinen Spaß mehr macht. Am besten beginnt man mit einfachen Übungen und steigert die Schwierigkeit schrittweise, bis man mit einer gelungenen Übung zum Ende kommen kann. Wenn ein Verhalten neu erlernt wird, sollte immer belohnt werden. Sitzt das Verhalten schon relativ sicher, reicht jedes 2. Mal und zum Aufrechterhalten einer gelernten Übung sollte variabel intermittierend (mit Unterbrechungen) belohnt werden.
Um ein unerwünschtes Verhalten bei der Katze zu löschen, wie beispielsweise Kratzen an der Tapete, nächtliches Wecken des Besitzers durch lautes Miauen, um die Beine streichen etc., sollte man versuchen, dieses Verhalten unmöglich zu machen und erwünschtes Verhalten gezielt zu fördern. Dabei wird die Katze durch eine kurze Auszeit von bis zu 2 Minuten ignoriert. Wenn ihr Verhalten nicht die erwarteten Konsequenzen hat, kann ihre Frustration zur Löschung des störenden, aufmerksamkeitsheischenden Verhaltens führen. Gleichzeitig muss positives Verhalten verstärkt werden.

Die Löschung einer konditionierten Reaktion ist weitaus schwieriger. Erfolgt beispielsweise eine unbewusste Reaktion des Besitzers auf ein Verhalten der Katze, kann das eine konditionierte Reaktion hervorrufen, die intermittierend belohnt wurde. Erst wenn auf den konditionierten Stimulus wiederholt die erwartete Reaktion ausbleibt, kann das Verhalten gelöscht werden.

Auch Strafmaßnahmen können ein unerwünschtes Verhalten sofort unterbrechen. Es gelten allerdings folgende Voraussetzungen:

  • Intensität der Strafe sollte weder so heftig sein, dass die Katze traumatisiert werden könnte, noch sollte sie schrittweise gesteigert werden, da die Gefahr besteht, dass die Katze sonst abstumpfen könnte.
  • Es muss ein punktgenaues Timing erfolgen und die Strafe sollte zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfolgen, also möglichst dann, wenn das Verhalten zum ersten Mal gezeigt wird oder bei der Absicht der Katze, ein unerwünschtes Verhalten zu zeigen.
  • Die Strafe muss absolut konsequent erfolgen. Daher ist ihr Einsatz im Alltag nahezu unmöglich.

Risiken von Strafen:

  • Stressauslösend
  • Gefahr der falschen Verknüpfung
  • Ggf. Verstärkung von Angst und Aggression
  • Geringe Fehlertoleranz
  • Können evtl. Drohsignale unterdrücken
  • Können körperlich gefährlich werden
  • Schädigung der Mensch-Tier-Beziehung
  • Führen selten langfristig zur Änderung eines bestimmten Verhaltens
  • Tierschutzrelevanz

Lernziele von Wohnungskatzen:

1. Benutzung der Katzentoilette
2. Kratz- und Beißhemmung ( Katzen sollten lernen, dass Hände keine Jagdbeute sind. Daher sollte man kein Spielen mit mit menschlichen Körperteilen zulassen und es sollte zwischen Katzenzähnen und Krallen sowie menschlicher Haut immer ein Gegenstand sein. Durch Reaktionen von anderen Spielpartnern ( Fauchen, Pfotenhieb oder Spielabbruch) lernt die Katze, wie stark sie zubeißen darf.
3. Positive Verknüpfung des Kontaktes mit dem Menschen
4. Keine Bedrohung durch andere Haustiere
5. Auf Zuruf kommen (Achtung: wird ein Hörsignal wiederholt gegeben, ohne dass die Katze tatsächlich kommt, hat das ein Lernen von Irrelevanz zur Folge)

Fazit:
Ja, Katzen sind unter bestimmten Bedingungen und durch bestimmte Maßnahmen erziehbar.

12.05.2023

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